
Wohl jeder kommt im Laufe des Lebens mit der Wahrnehmung von Schmerzen in Berührung, seien es körperliche oder/und seelische Schmerzen. Oft sind dies zum Glück nur kurzzeitige Veränderungen, die in der Regel schnell wieder vergessen sind. Wenn Schmerzen sich jedoch mit der Zeit zu einem festen Bestandteil des Lebens entwickeln, kreiert es eine Situation, in der sich alles um die gesamte Lebenssituaion drum herum "unterordnet".
Dauerhafte heftige körperliche Schmerzen zu haben, reduziert den Bewegungs- und Erlebnisradius radikal. Es legt sich wie ein Filter über die Gesamtwahrnehmung. Man kann es sich vorstellen, als wenn permanent jemand mit Neonfarbe alles anmalt, auf das der Blick fällt. Man sieht irgendwann überall nur noch NEON. Das ruft auf Dauer einen Zustand von Gereiztheit und Unzufriedenheit hervor und erzeugt eine Daueranspannung. In Folge bedeutet es das Einbüßen von Lebensfreude, Leichtigkeit und dem damit einher gehenden Gefühl von Erfülltsein.
Die Ursache für das Empfinden von Schmerzen kann sehr vielfältig sein und das Herausfinden benötigt oftmals Geduld, da nicht immer im scheinbar Offensichtlichen, auch tatsächlich der Ursprung liegt. Manche Dinge manifestieren sich über einen längeren Zeitraum, so dass wir Ursache und Wirkung nicht sofort auf die Spur kommen. So können neben altersbedingten Verschleißerscheinungen, eine unausgewogene Lebensweise mit einem zu viel oder einem zu wenig (an Bewegung, Ruhe, Nährstoffen usw.) auf Dauer eine schleichende Veränderung des Zusammenspiels im Körper bewirken. Beispielsweise können langjährige Fehlhaltungen oder unnatürliche stereotype Bewegungen (z.B. in Arbeitsprozessen), eine Überbeanspruchung und in Folge eine Ausgleich anstrebende Gegenbewegung des Körpers hervorrufen. Unser Körper ist ein wahres Wunderwerk und vermag es über längere Zeit, Defizite auszugleichen. Oftmals gerät dieses sich auf körperlicher Ebene manifestierende Ungleichgewicht dann durch eine akute Überbeanspruchung ins Wanken. Ein hohes Stresslevel kann ebenso dazu beitragen, das innere Gleichgewicht in Schieflage zu bringen.
Wichtig ist es, rasch zu handeln und möglichst schnell den Schmerzkreislauf zu unterbrechen, damit sich kein dauerhaftes Schmerzempfinden einstellt. Eine ganzheitliche Herangehensweise kann helfen, der Ursache von Schmerzen auf die Spur zu kommen. Ärzte, Therapeuten und Heilpraktiker sollten hier Hand in Hand arbeiten, um den Betroffenen von dem Leiden zu befreien und neue, gesündere Gewohnheiten zu etablieren. Bei der Wahl von Schmerzmitteln lohnt sich im Hinblick auf die oftmals starken Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, immer auch der Blick auf natürliche Mittel, die für den Körper womöglich verträglicher sind. Viele ältere Menschen sind bereits auf Grund von Vorerkrankungen, wie z.B. Bluthochdruck, Herzkrankheiten oder Diabetis in medikamentöser Behandlung.
Ein besonderes Augenmerk sei auf die Erkennung und Behandlung von Schmerzen bei Menschen mit Demenz gelegt. Auf Grund der abnehmenden Fähigkeit des Betroffenen zur Benennung und Lokalisierung von Schmerzen, können wir nicht auf dem Weg von Frage und Antwort ein mögliches Vorhandensein von Schmerzen und dessen Ortung herausfinden. Erfahrene Gerontomediziner können hier eine segensreiche Unterstützung sein. Grundsätzlich sollten alle Menschen aus dem gesamten begleitenden und pflegenden Bereich für diese Thematik sensiblisiert werden. Ein besondes achtsames und emphatisches Beobachten von Mimik und Verhalten des Menschen ist hier vonnöten, da man anhand dessen, Rückschlüsse zum Befinden des betroffenen Menschen mit Demenz ziehen kann. Beispielsweise kann ein ungewohnt gereiztes Verhalten oder ungewöhnliche Verhaltensweisen auf eine Pein hindeuten, die derjenige nicht artikulieren kann.
Abgesehen von alterungs- und genetisch bedingten Veränderungen, die wir wenig oder nur zum Teil beeinflussen können, ist Schmerz immer auch ein starker Hinweis auf die Nowendigkeit, in unserem Leben etwas zu verändern. Wenn Körper und Seele aus dem Takt geraten, haben wir uns womöglich aus dem Blick verloren und es wird eine Disharmonie auf diese Weise aufgezeigt. Vielleicht haben wir uns zu wenig um uns selbst gekümmert oder waren uns der Konsequenzen unseres Handelns nicht bewusst. Insofern kann Schmerz ein sehr strenger Lehrmeister sein, der uns Selbstfürsorge lehrt. In jeden Fall gilt es zu erkennen, dass wir selbst sehr viel dazu beitragen können, damit sich unsere Seele in unserem Körper wohl fühlt und unser Körper die Aufmerksamkeit und Zuwendung erhält, die er benötigt, um uns als ein treuer Gefährte zu Seite zu stehen.
© Claudia Castillon